Kristallhoehle by Peter Beutler

Kristallhoehle by Peter Beutler

Autor:Peter Beutler
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783863586249
Herausgeber: Emons Verlag
veröffentlicht: 2014-10-13T22:00:00+00:00


Teil 3

15

Am Dienstag, dem 31. Juli, weilte die achtjährige Mirjam für einige Tage bei ihrer Grossmutter Martha in Appenzell. Sie war während der Schulferien oft dort. Mirjams Eltern lebten in St. Gallen und fanden es ganz gut, ihre Tochter zwischendurch von der Hektik einer grossen Stadt fernzuhalten und an einem ruhigen, idyllischen Ort bei einer vertrauten Person in Obhut zu bringen.

«Mirjam, wo hast du dein Shampoo?»

«Oh Scheisse, ich habe es gestern im Hallenbad vergessen.»

«Mirjam, bitte sage nicht immer so wüste Wörter.» Sie schaute auf die Uhr. «Es ist jetzt Viertel vor neun. Geh rasch in die Migros und kaufe ein neues, es war sowieso nicht mehr viel im Fläschchen.» Martha Langenegger gab Mirjam eine Zehnernote. «In einer halben Stunde bist du wieder zurück, dann gibt’s einen Nussgipfel und Tee.»

Es war zehn, und Mirjam war immer noch nicht zurück. Martha Langenegger machte sich auf den Weg zur Migros. Keine Spur von Mirjam. Sie erkundigte sich bei einer Frau am Kundendienst. Sie wusste von nichts, liess Mirjam ausrufen. Das Mädchen meldete sich nicht. Dann fragte sie bei ihren Kolleginnen nach. Eine Kassiererin sagte, sie habe vor Kurzem ein Mädchen gesehen, das etwa auf die Beschreibung passe. Die Kleine habe bei ihr an der Kasse etwas bezahlt. Die Frau begann zu überlegen, dann sagte sie: «Ich war auf dem Weg in die Pause, das sah ich sie nochmals beim Ausgang. Neben ihr standen zwei Männer.»

«Und Mirjam hat mit denen geredet?»

«So genau habe ich das nicht gesehen.»

«Waren es denn Hiesige?»

«Das weiss ich nicht, aber ich arbeite auch nur hier, ich wohne in Gais.»

«Wie sahen die denn aus?»

«Einer war älter, ziemlich ungepflegt mit einem auffallenden Bart, der andere jünger, eher klein, lange blonde Haare, einen Scheitel in der Mitte, auffallend sonnengebräunt, schlank.»

«Um Himmels willen», rief Martha Langenegger entsetzt.

«Gehen Sie zur Polizei. Bitte, bitte, gehen Sie sofort», sagte die Kassiererin.

Martha Langenegger irrte zunächst ziellos durchs Dorf, quälte sich durch die vielen Touristen in der Hauptgasse und suchte verzweifelt Mirjam. Das führte zu nichts. Schliesslich sah sie auf die Uhr. Es war eine Minute nach zwölf. Sie hastete zum Polizeiposten und stand vor verschlossenen Türen.

Sie hatte das Handy nicht dabei und konnte deshalb die Polizei über die Nummer 117 nicht anrufen. So blieb ihr nichts anderes übrig, als weiterzusuchen. Vielleicht fand sie bis zur Schalteröffnung um zwei Uhr ihre Enkelin doch noch.

Der Polizist, der die Vermisstenanzeige aufnahm, sah Martha Langenegger besorgt an. Er machte ihr keine Vorwürfe, dass sie bis zur Schalteröffnung gewartet hatte. Aber er sagte ihr, man nehme diese Sache sehr ernst. Sie habe übrigens richtig gehandelt, bis um zwei Uhr zu warten. Die Vermisstenanzeige hätte sie sowieso nicht telefonisch durchgeben können. Die Kripo werde sofort etwas unternehmen. Er notierte Adresse, Handy- und Festnetznummer von ihr und überreichte ihr seine Visitenkarte. Als Martha Langenegger den Polizeiposten verliess, liefen ihr die Tränen übers Gesicht.

* * *

Punkt drei Uhr traf Ulrich am Portal der Kristallhöhle ein. Bruno war schon eine Viertelstunde früher dort und war bereits ungeduldig geworden. «Möglich, dass uns dieser Typ mit der Stirnlampe wieder entgegenkommt.



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